Die Digitalisierung hat den Radius von blinden und sehbehinderten Menschen stark erweitert. Waren ihre Berufsmöglichkeiten früher stark eingeschränkt, können Sie heutzutage dank technischer Hilfsmittel diverse Tätigkeiten ausüben – zum Beispiel in einem Büro.
Am wichtigsten dabei ist der Screenreader. Dabei handelt es sich um eine Software, die auf dem Computer installiert wird. Sie liest die Schriften auf dem Bildschirm vor. Auf barrierefreien Webseiten werden auch Bilder, Grafiken und Videos sprachlich beschrieben. Für Ungewohnte kann die monotone Roboterstimme, die in rasendem Tempo spricht, sehr anstrengend wirken: Über uns, Newsletter, Eingabe… Damit andere Personen im Raum nicht gestört werden, tragen die Nutzenden jeweils Kopfhörer. Wenn eine sehbehinderte Person Mails oder Dokumente schreibt, kann sie sich das Geschriebene zur Kontrolle ebenfalls vom Screenreader vorlesen lassen – entweder buchstabenweise oder Wort für Wort.
Die meisten Personen, die ihre Sehkraft bereits früh im Leben verlieren, beherrschen auch die Brailleschrift, die sie mit dem Tastsinn lesen können. Beim Arbeiten am Computer benutzen sie eine sogenannte Braille-Zeile. Dabei handelt es sich um eine Art Tastatur mit Braille-Punkten, die aber vor allem zum Lesen gebraucht wird. Der Screenreader übermittelt die Buchstaben und Zeichen am Bildschirm an die Braillezeile, die sie in taktile Signale umwandelt. Das Gerät kann auch zum Schreiben verwendet werden. Die meisten Sehbehinderten bedienen sich dafür jedoch einer gewöhnlichen Tastatur.
Um effizient im Büro zu arbeiten, ist eine Braillezeile fast unumgänglich. Sie erleichtert die Kontrolle von selbst geschriebenen Texten auf Satzzeichen und Rechtschreibung und entlastet die Person vom dauernden anstrengenden Zuhören der Screenreader-Stimme. Zudem bekommen Sehbehinderte so mehr von ihrer Umgebung mit. Denn wenn sie Kopfhörer tragen, sind sie vollständig isoliert, da weder akustische noch optische Signale zu ihnen gelangen.
Auf dem Markt gibt es diverse Screenreader-Programme. Die gängigsten davon sind Jaws für Windows und VoiceOver für Apple-Geräte. Die Installation kann an eine spezialisierte Firma delegiert werden. Die Kosten von rund 5000 Franken werden von der Invalidenversicherung getragen. Dasselbe gilt für die Braille-Zeile, die rund 8000 Franken kostet.
Auch das Smartphone leistet sehbehinderten Menschen im Alltag wertvolle Dienste. Die meisten von ihnen setzen auf Geräte der Marke Apple, weil diese für sie am besten geeignet sind. Das Betriebssystem des iPhone enthielt als erstes integrierte Bedienungshilfen wie etwa die sprechende Assistentin Siri sowie die Funktion VoiceOver, die Texte laut vorliest. Zudem gibt es verschiedene spezielle Apps, die heruntergeladen werden können Sie erkennen zum Beispiel Geldnoten, Farben oder Licht.
Luca Galanti zeigt, wie er am Computer arbeiten kann. Der 25-Jährige aus dem bernerischen Zollikofen hat einen KV-Abschluss erworben. Dank eines kleinen Sehrests kann er hell und dunkel unterscheiden. In der Öffentlichkeit bewegt er sich mit einem Stock. Bei der Bedienung digitaler Geräte orientiert er sich aber akustisch sowie mit dem Tastsinn.