Inklusive Bildungslandschaft Schweiz - Pressemitteilung 25. Juni 2021
Travail.Suisse Formation TSF, der Verband der Volkshochschulen VSV und der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband SBV möchten die Weiterbildung inklusiver machen. Dazu haben sie ein vierjähriges Projekt gestartet. Eine erarbeitete «Kriterienliste zur Verbesserung des Zugangs von blinden und sehbehinderten Menschen zur öffentlichen Weiterbildung» dient als Grundlage. Gemeinsam wird diese Kriterienliste nun umgesetzt, auf ihre Tauglichkeit geprüft und allenfalls weiterentwickelt werden.
Eine Studie der Fachhochschulen hält fest: Blinde und sehbehinderte Menschen, die an einer beruflichen Weiterbildung im öffentlichen Kontext teilnehmen, erhöhen ihre Chance auf dem Arbeitsmarkt erheblich. Schön und gut, wären da nicht diverse Hürden, die Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit leider häufig daran hindern, von Angeboten öffentlicher Bildungsinstitutionen zu profitieren. Ein Grund dafür ist: «Angebote der Weiterbildung sind mehrheitlich nicht barrierefrei zugänglich», so Marie-Thérèse Weber-Gobet, Projektmitarbeiterin bei TSF. Das möchte das Projekt von TSF, VSV und SBV in einem ersten Schritt für die Zielgruppe der blinden und sehbehinderten Menschen ändern. In Zusammenarbeit sollen Weiterbildungsangebote aufgebaut werden, an denen sowohl sehende wie auch sehbehinderte oder blinde Menschen gemeinsam erfolgreich teilnehmen können.
Die Grundlage bildet eine Kriterienliste, die in einem intensiven Prozess - mit Interviews, einem Workshop und einer Vernehmlassung - von TSF zusammen mit blinden und sehbehinderten Menschen erarbeitet wurde. Sie ist eine Art Guideline und weist den Weg, damit ein Prozess von der Anmeldung über die Anreise bis hin zur Durchführung und Auswertung des Kurses barrierefrei wird. Der Verband der Volkshochschulen hat sich verdankender Weise bereit erklärt, auf der Grundlage dieser Kriterienliste in allen drei Sprachregionen eine Testphase durchzuführen: Das heisst, die eigenen Strukturen zu hinterfragen, das administrative Personal und die Kursleiter:innen auszubilden und zusammen mit dem SBV geeignete Weiterbildungsangebote zu entwickeln, zu bewerben und durchzuführen. Nach erfolgter Auswertung ist geplant, «das Angebot auf weitere Schulen auszuweiten», so Noemie Maibach, die Projektleiterin beim VSV.
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband ist bereit, den beteiligten Volkshochschulen und weiteren Bildungsanbietern gerne beratend zur Seite zu stehen und die autonome Teilhabe der sehbehinderten Menschen am Schweizer Bildungssystem zu unterstützen. «Mit der erarbeiteten Kriterienliste für eine barrierefreie Weiterbildung wurde der Grundstein für eine autonome Teilhabe am Schweizer Bildungssystem für die Menschen mit Sehbehinderung gelegt», so Daniela Moser vom SBV. «Mein Dank gilt an dieser Stelle Travail.Suisse Formation sowie den Volkshochschulen Schweiz für die Initiierung dieses Projekts. Wenn alle am gleichen Strick ziehen, wird die Berufsvielfalt für Personen mit Sehbehinderung weiter optimiert; getreu dem Motto des SBV: Gemeinsam sehen wir mehr.»