Medienmitteilung: Inklusion auch in der Weiterbildung
Die Weiterbildungslandschaft ist noch wenig inklusiv, wie Recherchen von Travail.Suisse Formation zeigen. Dies, obwohl die Schweiz sich vor bald 10 Jahren zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und damit zu einer inklusiven Bildung auf allen Stufen verpflichtet hat. Im Zuge des voranschreitenden Arbeitskräftemangels ist rasches Handeln erforderlich. Der neue Leitfaden „Weiterbildung für Menschen mit Hörbehinderung zugänglich gestalten“ wurde zusammen mit den Hörbehindertenorganisationen BFSUG, Pro Audito und SGB-FSS erarbeitet und soll hierbei unterstützen.
Die Bedeutung von Weiterbildung und lebenslangem Lernen nimmt im Zuge der Digitalisierung und der sich rasch wandelnden Arbeitswelt weiter zu. Gleichzeitig ist Weiterbildung nicht für alle Menschen gleich zugänglich und es gilt, strukturelle Hindernisse für benachteiligte Personengruppen abzubauen. Dazu gehören auch Menschen mit (Hör-)Behinderungen.
«Weiterbildungsanbietende sollten die Chance ergreifen, eine wichtige Schlüsselrolle für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen einzunehmen»
Weiterbildungsanbieterinnen und -Anbieter als Schlüsselakteure der Inklusion
Tatjana Binggeli, Geschäftsführerin des Schweizerischen Gehörlosenbunds bestätigt den bestehenden Wunsch nach Weiterbildung seitens der Gehörlosen und Menschen mit Hörbehinderungen. Gleichzeitig würden diese bei der Weiterbildung vielfach benachteiligt, obwohl sie die gleichen Fähigkeiten, das Wissen und Know-how wie hörende Menschen haben. Die UN-Behindertenrechtskonvention normiert in Artikel 24 das Recht auf inklusive Bildung auf allen Ebenen. «Ich appelliere an alle Weiterbildungsinstitutionen in der Schweiz, den Zugang zu Weiterbildungen barrierefrei und somit auch für gehörlose und hörbehinderte Personen zu ermöglichen», hält Binggeli fest.
Auch Giuseppe Rauseo, Präsident von Travail.Suisse Formation, empfiehlt Weiterbildungsanbietenden, einen proaktiven Schritt in Richtung Inklusion von Menschen mit Behinderungen zu machen. Diese seien auf lebenslanges Lernen angewiesen, damit sie sich im Arbeitsmarkt positionieren können. Viele machen jedoch im Laufe ihrer Bildungslaufbahn negative Erfahrungen im Zugang zur Weiterbildung. Es sei bedauerlich, dass das System aktuell noch so viel Mut und Aufwand auf Seiten der Gehörlosen und Schwerhörigen erfordere. «Weiterbildungsanbietende sollten die Chance ergreifen, eine wichtige Schlüsselrolle für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen einzunehmen», so Rauseo.
Unterstützung auf dem Weg zur Barrierefreiheit: Leitfaden, Schulungen und Beratungen
Travail.Suisse Formation TSF publiziert aus diesem Grund heute einen Leitfaden für inklusive Weiterbildung, der in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern sowie Betroffenen von Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit aus der ganzen Schweiz entstanden ist. Neben dem Schweizerischen Gehörlosenbund wirkten auch Pro Audito Schweiz und die Beratungsstellen für Schwerhörige und Gehörlose an der Redaktion des Leitfadens mit. Die Empfehlungen sollen Weiterbildungsanbietenden helfen, ihre Angebote auch für Menschen mit Hörbehinderung zugänglich zu gestalten. Daneben bietet TSF mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation auch Beratungen und Schulungen für Bildungsanbietende und -Verantwortliche an.